Der deutsche Spitz
Gruppe IV: Schäferhunde, Spitze u. wolfsähnliche Hunde
– spitzartige Hunde – langhaarige Spitze
So allgemein verbreitet und bekannt der Spitz auch gegenwärtig in Deutschland, Belgien und Frankreich ist, so schwer hält es doch, die Geschichte dieser Rasse auch nur bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts zu verfolgen. – Die mittelalterliche Bezeichnung der größeren Hofhunde war „Hovawarth“ (Hofwächter), während man kleinere, kläffende Wachhunde der Bauernhöfe als „Mistbella“ (der auf dem Misthofe bellt) bezeichnete. Jedenfalls sind hierunter hauptsächlich spitzartige Hunde zu verstehen, indeß erwähnen weder Geßner in seiner Naturgeschichte der vierfüßigen Thiere 1552, noch Crescentius und andere landwirtschaftliche Bücher der nächstfolgenden Zeit des Spitzes. Die erste mir bis jetzt bekannt gewordene Benennung dieser Hunde als „Spitze“ fand ich in einer gräflichen Hausordnung des 15. Jahrhunderts, wo den Dienstboten der Gebrauch des Scheltwortes „Spitzhundt“ bei strenger Strafe untersagt wird. Bis zu Anfang dieses Jahrhunderts ist bei uns indeß vorwiegend die Benennung „Pommer“ für den Spitz üblich. Diese Benennung hat sich seit langer Zeit auch in allen europäischen Kulturländern erhalten, und man kann wohl mit einiger Sicherheit annehmen, daß unser heutiger Spitz nicht etwa bis auf die Hunde der Pfahlbauten bei uns zurückzuführen, sondern ein Nachkomme der aus Skandinavien durch Kauffahrteischiffe nach den Ostseeküsten eingeführte nordischen Spitzhunde ist. Manche dieser Hunde mögen auch in späterer Zeit über Russisch-Finnland mit dem damaligen schweren Lastfuhrwerke nach Pommern gelangt sein, wo sie sich im Laufe der Zeit zu einer bestimmten Rasse abänderten und über alle Länder des Continents verbreiteten, während sie in England erst gegen Ende vorigen Jahrhunderts unter dem Namen „Pommeranian“ bekannt wurden.
Ihrer nordischen Abstammung getreu, finden wir die Farben unserer Spitze auf das Wofsgrau mit graugelben regelmäßigen Abzeichen, und auf das einfarbige Weiß und Schwarz beschränkt. Farbige Exemplare, z.B. rotgelb und braunroth, sowie gefleckte Spitze waren bei uns nie beliebt und sind gegenwärtig immer ein Beweis unreiner Abstammung. Man unterscheidet daher beim deutschen Spitz 1) die wolfsgraue Stammrasse; 2) die weiße und 3) die schwarze einfarbige Varietät (vergl. Abbild. Tf. LXVII).
In Bezug auf die Formen des Erterieurs ist kein wesentlicher Unterschied zwischen den genannten Unterrassen oder Varietäten zu finden. Vor Einführung der Eisenbahnen war der Pommer der ständige Begleiter der schweren Lastfuhrwerke und ward namentlich in nördlichen und mittleren Deutschland oft in der Größe eines mittleren Hühnerhundes gefunden. Diese alte Rasse hatte stärkere Schnauzen als die heutigen Spitze und ward häufiger schwanzlos geboren oder zum Stumpfschanz verschnitten. Später verschwanden diese originellen Hunde völlig und sind wohl größtentheils in unsere Schäferhunde übergegangen.
Der Spitz übertrifft alle anderen Haushunde an Wachsamkeit. Beständig, mißtrauisch, argwöhnisch und alle Vorgänge in seiner Umgebung beobachtend, bringt der geringste Verdacht ihn sofort in Alarm und er wird daher im Inneren der Häuser und schon in unmittelbarer Nähe der Wohnung durch sein häufiges und anhaltendes Gebelfer oft lästig.
Die Sorge für das seiner Obhut anvertraute Gut treibt er meist bis zum Aeußersten und zeigt dann fast mehr Anhänglichkeit für das bewegliche oder unbewegliche Eigenthum seines Herrn, als für dessen Person. Nur in der Jugend gewöhnt der Spitz sich leicht an Veränderungen des Aufenthaltes und seines kleinen Wirkungskreise. Ich erstand einst
auf einem Bauernhof einen fünfjährigen schönen Wolfsspitz für einen Bekannten. Der Hund entlief aber seinem neuem Herrn so oft und kehrt zu dem Bauernhofe, wo er sehr schlecht behandelt wurde, zurück, bis mein Freund schließlich der Sache überdrüssig wurde und ihn nicht wieder abholen ließ. – Ich kenne aber auch Bespiele, wo Spitze außerordentliche Anhänglichkeit nicht nur an die Behausung, sondern auch an ihren Herrn zeigten So erinnere ich mich eines schwarzen Spitzes auf einem einsam belegenem kleinen Gehöft, welcher jeden Samstag Abend, sobald er von der Kette gelöst wurde, in raschester Gangart stundenweit quer über die Felder rannte und am Ausgange eines Waldes geduldig die Rückkehr seines Herrn, welcher an diesem Tage regelmäßig zur Stadt ging, erwartete. – Es ist noch zu bemerken, daß der Spitz in jagdlicher Hinsicht nicht zu unterschätzen ist. Die meisten in Feld und Wald auf einen Rechnung jagenden Köter sind Spitze oder Blendlinge von diesen. Dieselben Hunde eignen sich vorzüglich zum Aufsuchen und Verbellen der Wildsauen, wie denn auch die nordischen Spitze in ihrer Heimath vorzugsweise als Spürhunde zu Aufsuchen und Verbellen der Waldhühner, wie des Elenwildes und der Bären Verwendung finden.
Die Spitze, namentlich unsere grauen Wolfsspitze, haben viel Eigenthümliches, Ursprüngliches in ihrem ganzen Wesen. Ich fand vor einiger Zeit bei einem Bekannten ein Pärchen dieser Wolfsspitze, im Alter von etwa 10 Monaten, deren tolle Sprünge beim Oeffnen ihres Zwingers einen höchst originellen Eindruck machten. Sie sprangen senkrecht vom Boden mehrere Fuß in die Höhe, rutschten dann alle vier Läufe weit aus einander gespreizt, am Boden hin und her, wobei der Rücken stark gekrümmt wurde und die lang behaarte Ruthe am Boden hin und her fegte. Das tolle Gebahren erinnerte mich eher an die Balgereien junger Füchse und Wölfe, als an unsere Haushunden. – Eigentümlich ist, daß die jungen Spitze die anfänglich Schlaff herabhängenden Ohren unverhältnismäßig spät (im Vergleich zu Wölfen und Füchsen) aufrichten; dies findet oft kaum vor dem Ablauf des dritten Monats nach ihr Geburt statt.
Rassezeichen des deutschen Spitzes, aufgestellt 1882, erneuert 1890. Die verschiedenen Rassen und Typen unserer Spitze haben sich von jeher fast nur durch abweichende Färbung und Größe unterschieden. Als die älteste und am frühesten als constante Rasse ausgebildete Form ist ohne Frage der noch jetzt in der Eifel, am Unterrhein und im Bergischen (namentlich in der Gegend von Elbersfeld, Düsseldorf, Aachen, Erefeld) häufig vorkommende und in Bezug auf Form, Behaarung und Färbung sich gut und sicher vererbende graue Spitz (auch Wolfsspitz, gewöhnlicher Spitz oder Fuhrmannspitz genannt) zu bezeichnen, da die Färbung dieser Hunde durchaus der des Wolfes, selbst in den Abzeichen, entspricht. Die schon vor Mitte des vorigen Jahrhunderts in Frankreich übliche Benennung des Spitzes als „chien loup“ kann wohl nur in Folge der in früherer Zeit vorherrschenden wolfsgrauen Färbung der Spitze gewählt worden sein. Daß der Spitz, wenn auch ursprünglich aus dem höheren Norden stammend, doch zuerst in Deutschland, und zwar vorzugsweise an den Ostseeküsten zur bestimmten Rasse ausgebildet wurde, bezeichnen unter Anderem schon die alten Benennungen dieser Hunde als: C. pomeranus, wie das englische Pomeranian Dog, das schwedische Pommerska Spetsen, das französische „loup-loup de Poméranie“ (Wölfchen aus Pommern) und das deutsche „Pommer“.
Die in früherer Zeit häufiger als jetzt auftretenden farbigen (braunen, gelben, rahmfarbenen) wie auch die gefleckten Spitze haben sich nie einer größeren Beliebtheit erfreut und sind in neuerer Zeit fast ganz verschwunden. – Dagegen wurde die einfarbige schwarze und die rein weiße Varietät schon seit Ende vorigen Jahrhunderts immer häufiger gezüchtet und allmählich zu bestimmt abgegrenzten und constanten Rassen ausgebildet. – Dazu kommen in neuester Zeit die beiden Nebenrassen der kleinen Zwerg- und Seidenspitze.
Die sämtlichen Spitze Deutschland sind daher:
A. Große Spitze
1) Der gewöhnliche graue Spitz oder Pommer (auch Fuhrmannspitz oder Wolfspitz).
2) Der weiße Spitz.
3) Der schwarze Spitz
B. Kleine oder Zwergspitze
4) Der eigentliche Zwergspitz (Zwergform der großen Spitze).
5) der Seidenspitz (constante Form einer Kreuzung vom Zwergspitz und Malteser).
Die unterschiedlichen Merkmale der großen Spitze beschränken sich vorzugsweise auf die Färbung, wiewoh der graue Spitz meistens etwas größer und stärker gebaut, auch reichlicher und derber behaart zu sein pflegt, als die weißen und schwarzen Varietäten. Die nachstehenden Rassezeichen sind daher – mit Unterschied der Färbung- für alle drei Formen des großen Spitzes gültig.
Allgemeine Erscheinung:
Größe etwa 30 bis 45 cm und darüber, Hündinnen verhältnißmäßig kleiner. Kurze gedrungene Figur von jeder Haltung mit fuchsähnlichem Kopfe, spitzen Ohren und stark gerollter, lang behaarter Ruthe. Behaarung reichlich und locker, am Halse eine starke Krause bildend, Kopf, Ohren und Füße kurz und dicht behaart. Unruhiges, argwöhnisches Naturell, beim geringsten Verdacht sofort belfernd und kläffend, daher vorzugsweise als Wachhund gehalten und gezüchtet.
Kopf:
Mittelgroß, von oben gesehen erscheint derselbe nach hinten am breitesten und verschmälert sich keilförmig bis zur Nasenspitze. Im Profil zeigt sich der Oberkopf hoch gewölbt, vor den Augen plötzlich abfallend; Nasenrücken schmal, gerade; die Schnauze spitz; doch erscheint letztere von oben gesehen eher breitgedrückt als hochkantig; Nasenkuppe klein, rund; Lippen nicht überfallend und keine Falte im Mundwinkel bildend. Ohr kurz, nahe bei einander, dreieckig zugespitzt, hoch angesetzt und immer aufrecht mit steifer Spitze getragen. Auge mittelgroß, länglich geformt und etwas schräg gestellt.
Hals und Rumpf:
In Folge der reichlichen Behaarung ist es bei dieser Rasse unmöglich, die einzelnen Formen genauer zu beurteilen. Bei geschorenen Exemplaren finden wir, daß der Spitz meist in guten Verhältnissen gebaut ist. Hals mittellang, Rücken völlig gerade, Brust vorn tief, Rippenkorb gewölbt und der Bauch nach hinten mäßig aufgezogen.
Ruthe:
Mittellang, hoch angesetzt, gleich an der Wurzel aufwärts und nach vorne über den Rücken getragen; dann seitlich abwärts gedreht und im Zirkel geringelt, überall am dem Körper locker anliegend.
Läufe:
Mittellang, im Verhältniß zum Rumpf stämmig und völlig gerade, die hinteren im Sprunggelenk nur wenig gebogen.
Füße:
Klein, rundlich, zugespitzt mit gewölbten Zehen.
Haar:
Am ganzen Kopf, an den Füßen, wie an der Außen- und Innenseite der Vorder- und Hinterbeine kurz, wich und dicht; am ganzen übrigen Körper reich und lang behaart. Das Eigentümliche besteht darin, daß es namentlich am Halse und den Schultern ringsum locker und gerade vom Körper absteht, ohne gewellt oder zottig zu erscheinen. Die größte Länge erreicht das Haar unter dem Halse und an der Ruthe. Auf dem Rücken scheitelt sich das Haar nicht, sondern breitet sich locker anliegend nach hinten fächerförmig zu beiden Seiten aus. Die Vorderläufe tragen hinten eine stark ausgebildete, nach unten allmählich auslaufende Feder vom Ellenbogen bis zur Beugung des Vorderkniees hinunter; an den Hinterläufen reicht die Feder nicht ganz zu den Sprunggelenken hinab, so daß diese wie der ganze übrige Theil des Fußes von da bis zu den Sohlen kurz behaart erscheinen.
Farbe:
1) Grauer gewöhnlicher Spitz: Einfarbig wolfsgrau, d.i. gelbgrau oder aschgrau, mit schwärzlichem Anflug der einzelnen Haarspitzen; an der Schnauze und er Umgebung der Augen, an den Läufen, dem Bauch und der Ruthe heller graugelb und weißlich gefärbt, und zwar in ähnlicher Ausdehnung, wie die bekannten Abzeichen unserer Dachshunde, jedoch weit unbestimmter und farbloser, ganz der Zeichnung des Wolfes entsprechend.
2) Der weiße Spitz soll rein kreideweiß erscheinen, ohne jeden gelblichen Anflug, der namentlich an den Ohren häufig auftritt.
3) Die Behaarung des schwarzen Spitzes muß auch im Grunde, ebenso die Haut, dunkel gefärbt sein, und auf der Oberfläche als glänzendes Blauschwarz ohne allen weißen oder farbigen Abzeichen erscheinen. – Bei allen drei Formender Spitze müssen Nase und Nägel schwarz, die Augen dunkelbraun gefärbt erscheinen.
Als Fehler sind bei den Spitzen zu betrachten:
Zu stumpfe Schnauze, und flacher Oberkopf, zu lange oder nicht völlig steif gestellte, oder gar nach vorn oder seitlich überschlagende Ohren eine nicht dicht am Körper liegende, sondern hochgetragen, seitwärts frei abstehende oder hängende Ruthe, wellenförmige, auf dem Rücken gescheitelte Behaarung. Beim grauen Spitz sind eine auffällige schwarze Gesichtsmaske und schwarze Flecken auf den Vorderfüßen (Daumenmarke), wie überhaupt alle schwarzen und weißen Abzeichen fehlerhaft; ebenso soll der weiße wie der schwarze Spitz durchaus einfarbig weiß oder schwarz und frei von allen Abzeichen und Flecken sein. Fleischfarbige Nasen und helle Augen sind immer fehlerhaft.
Die unter B. angeführten „kleinen oder Zwergspitze“ finden unter den kleinen Luxushunde, Theil IV, Gruppe IV nähere Erwähnung.
Die Maße eines sehr regelmäßig gebauten schwarzen Spitzes (Taf. LXVII, Mohrle 1, Ehrenpreis und I. Preis in Hannover 1882. Züchter: Friedr. Siegel, Stuttart; Besitzer: Sigmund Meyer, Hannover) sind:
Schulterhöhe: 45 cm;
Kopf 19 cm;
Schnauze 7 cm;
Ohr 7 1⁄2 cm;
Ellenbogen vom Boden 25 cm;
ganze Rumpflänge (ohne Haar) 60 cm.
Ein kleinerer schwarzer Spitz, Sohn des vorigen, Züchter: Friedr. Siegel, zeigte im Alter von 1 1⁄4 Jahr folgende Maße:
Schulterhöhe 42 cm;
Kopf 17 cm;
Schnauze 7 cm;
Ohr 7 cm;
Ellenbogen 22 cm;
ganze Rumpflänge (ohne Haar) 50 cm.
Beide Hunde – namentlich der letztere – waren prächtig behaart, Gesicht und Untertheil der Läufe ganz kurz und glatt behaart, das Innere des Ohres kahl, hell weißgrau, der innere Rand des Ohres kurz und dicht behaart, die Halskrause und das Ruthenhaar außerordentlich stark entwickelt, die Feder an Vorder- und Hinterläufen breit, platt, die Farbe tief schwarz, mit blauem Glanz ohne jedes Abzeichen. – Bei manchen Spitzen findet sich die Innenseite des Ohres mit langem, lockerem Haar völlig geschlossen, wie dies bei Schäferhunden meistens der Fall ist. – Wahrscheinlich ist das Auftreten dieser langen Behaarung am inneren Rande der Ohren durch den häufigen Aufenthalt im Freien bedingt.
In Frankreich hat unser Spitz schon früher Eingang gefunden und etwa dieselbe Verwendung gefunden als bei uns. Namentlich war die weiße Varietät dort als Begleiter der zahlreichen „Dilligencen und Messagerien“ vor Ausbreitung der Eisenbahnen eine gewöhnliche Erscheinung. Gahot (1867) unterscheidet die weiße Varietät als „loup-loup dÁlsace“ von dem „chien de Poméranie“ oder Pommer. In England tritt unser Spitz unter dem Namen „Pomeranian dog“ erst gegen Ende vorigen Jahrhunderts auf. Bewid (1789) kannte unseren Spitz augenscheinlich nur aus Busson ́s Beschreibung als „Wolfs-dog“ und Pomeranian; in der Cynographia Britann. (1800) wird er außerdem noch „the Fox-dog“ genannt und ganz richtig beschrieben. Als vorherrschende Färbung wird das rahmfarbige oder blasse Weißgelb mit heller Farbe
der Unterseite angegeben, doch werden auch weiße und schwarze angeführt und gefleckte als selten erwähnt. – Ganz ähnlich lautet die Beschreibung des Spitzes im „Sportsman ́s Cabinet“ 1804. – In späterer Zeit gewinnt die rein weiße Varietät dann die Oberhand und ist bis jetzt in England der schwarzen weit vorgezogen, während der graue Wolfspitz dort noch nicht bekannt ist – vor etwa 10 bis 15 Jahren war der weiße Spitz Modesache in London; da diese Hunde jedoch wegen ihres unruhigen, lärmenden Wesens wenig geeignet sind, als Luxus- und Zimmerhunde gehalten zu werden, und eine anderweitige Verwendung derselben in England kaum statthalft ist , so haben die Spitze während der letzten Jahre sehr in der Gunst des dortigen Publicums verloren.
Über den Autor
Ludwig Beckmann (1822-1902)
auch: Ludwig Konrad Beckmann und Conrad Ludwig Beckmann war ein deutscher Maler. Er erlernte zunächst auf Wunsch seiner Eltern den Beruf des Wagenbauers. In der Folge verfasste er die Bücher über die Bedeutung des Wagens in der Kusturgeschichte und das „Theoretisch-practisches Handbuch für Wagenbauer“, das in mehreren Auflagen erschien. Sein Interesse an der Jagd führte dazu, dass er sich dem Studium des Tierlebens und der Tiermalerei widmete. Zugleich machte er anatomische und zoologische Studien und fertigte Illustrationen für literarische Werke. Er ließ sich in Düsseldorf nieder, wo er vorzugsweise im Auftrag englischer Kunstfreunde eine Reihe tüchtiger Ölbilder, unter denen gelungene Eber- und Bärenjagden, geschaffen hat. Er schuf Holzschnitte für illustrierte Zeitungen und Zeitschriften, wie die „Die Gartenlaube“, zu denen er gelegentlich den Text selbst verfasste. Auch lieferte er zahlreiche Illustrationen für Bücher wie „Brehms Tierleben“. Beckmann veröffentlichte als Schriftsteller „Reinke Fuchs“ (Düsseldorf 1856) sowie unter dem Pseudonym Revierförster Holster Jagdhumoresken (z. B. Idiotismus venatorius, Düsseldorf 1858). „Als Kynologe war Beckmann eine Autorität ersten Ranges.“ Sein Hauptinteresse galt (wie das von Jean Bungartz) dabei den englischen Rassen, während Richard Strebel in seinen Werken den deutschen Rassen mehr Gewicht verlieh. Beckmanns kynologisches Hauptwerk ist die zweibändige Geschichte und Beschreibung der Rassen des Hundes, die 1894/1895 erschien.
Quelle:
Geschichte und Beschreibung der Rassen des Hundes (Band II), Ludwig Beckmann, Vieweg und Sohn, 1895, Braunschweig
Fußnote:
- Nicht zu verwechseln mit dem schwarzen Zwergspitz „Mohrle“. Besitzer Herr Burger ↩︎