Max und Moritz – eine Bubengeschichte in sieben Streichen
Max und Moritz ist eine der bekanntesten Bildergeschichten von Wilhelm Busch und erschien erstmals Ende Oktober 1865. Die beiden titelgebenden Lausbuben treiben in ihrem Dorf allerlei Schabernack und richten dabei großes Chaos an. Ein wiederkehrender Charakter in ihren Streichen ist der Spitz der Witwe Bolte. Dieser Hund wird von den Buben immer wieder in ihre Streiche verwickelt und dient oft als Sündenbock. Busch nutzt den Spitz nicht nur als komisches Element, sondern auch als Spiegelbild der menschlichen Gesellschaft, die oft unschuldige Tiere für die eigenen Fehler verantwortlich macht. Die Geschichte von Max und Moritz ist bis heute populär und hat zahlreiche Adaptionen in verschiedenen Medien erfahren.
aus Max und Moritz
ZWEITER STREICH
Als die gute Witwe Bolte
Sich von ihrem Schmerz erholte,
Dachte sie so hin und her,
Daß es wohl das beste wär‘,
Die Verstorbnen, die hienieden
Schon so frühe abgeschieden,
Ganz im stillen und in Ehren
Gut gebraten zu verzehren.
Freilich war die Trauer groß,
Als sie nun so nackt und bloß
Abgerupft am Herde lagen,
Sie, die einst in schönen Tagen
Bald im Hofe, bald im Garten
Lebensfroh im Sande scharrten.
Ach, Frau Bolte weint aufs neu,
Und der Spitz steht auch dabei.
Max und Moritz rochen dieses.
»Schnell aufs Dach gekrochen!« hieß es.
Durch den Schornstein mit Vergnügen
Sehen sie die Hühner liegen,
Die schon ohne Kopf und Gurgeln
Lieblich in der Pfanne schmurgeln.
Eben geht mit einem Teller
Witwe Bolte in den Keller,
Daß sie von dem Sauerkohle
Eine Portion sich hole,
Wofür sie besonders schwärmt,
Wenn er wieder aufgewärmt.
Unterdessen auf dem Dache
Ist man tätig bei der Sache.
Max hat schon mit Vorbedacht
Eine Angel mitgebracht.
Schnupdiwup! Da wird nach oben Schon ein Huhn heraufgehoben. Schnupdiwup! Jetzt Numro zwei; Schnupdiwup! Jetzt Numro drei; Und jetzt kommt noch Numro vier: Schnupdiwup! Dich haben wir!
Zwar der Spitz sah es genau, Und er bellt: Rawau! Rawau!
Aber schon sind sie ganz munter
Fort und von dem Dach herunter.
Na! Das wird Spektakel geben, Denn Frau Bolte kommt soeben; Angewurzelt stand sie da, Als sie nach der Pfanne sah.
Alle Hühner waren fort. –
»Spitz!!« – Das war ihr erstes Wort.
»O du Spitz, du Ungetüm!
Aber wart! Ich komme ihm!«
Mit dem Löffel groß und schwer
Geht es über Spitzen her;
Laut ertönt sein Wehgeschrei,
Denn er fühlt sich schuldenfrei.
Max und Moritz im Verstecke
Schnarchen aber an der Hecke,
Und vom ganzen Hühnerschmaus
Guckt nur noch ein Bein heraus.
Dieses war der zweite Streich,
Doch der dritte folgt sogleich….
(Das komplette Werk findet sich über den Link in der Quelle)
Quelle: https://www.wilhelm-busch.de/werke/max-und-moritz/alle-streiche/zweiter-streich/