Mit Dilute oder Dilution wird die Verdünnung bzw. Aufhellung der Farbintensität bezeichnet. Die Color Dilute Alopecia (CDA) oder Farbmutantenalopezie ist ein Gendefekt, welcher auch als „blue dog disease“ bekannt ist. Die CDA ist ein „Pigment Mangel-Syndrom“, wie sie auch bei Merle vorkommt.
CDA kann nur bei Hunden auftreten, die das Gen (D-Lokus) für die Farbverdünnung in reinerbiger Form tragen. Es erkranken jedoch nicht alle farbverdünnten Hunde auch an der CDA. Es scheint zum Teil weitere rassespezifische, genetische Faktoren zu geben, die für den Ausbruch verantwortlich sind.
Symptome von CDA
Es kommt zu Haarausfall, Haarlosigkeit und begleitende Infektionen der Haut ab einem Alter von drei bis sechs Monaten. Welpen bis zum sechsten Monat erscheinen oft als gesund und unauffällig. Manchmal zeigen sich die Symptome auch erst zwischen dem ersten und dem zweiten Lebensjahr.
Die farbverdünnten Areale selbst sind von der Erkrankung betroffen. Den CDA-Verdacht kann der Tierarzt schon mit den klinischen Symptomen und einer Haarprobe (Trichogramm) stellen.
Verantwortlich für den typischen Haarverlust und alle anderen Symptome ist die Verhornung der Haarfollikel. Die Speicherung und der Transport der Melanosomen ist gestört. Es kommt zu Melaninverklumpungen, zu strukturellen Veränderungen und zur Instabilität des Haares. Die Haare brechen an den betroffenen Stellen ab und es kommt zum Haarausfall.
Die damit einhergehende Keratinisierungsstörung führt unweigerlich zu schwersten Hautproblemen und rezidivierenden Entzündungen. Die ersten Veränderungen in Form von stumpfem Fell, trockener, schuppiger Haut und Haarverlust können ab dem Welpenalter beobachtet werden. Betroffene Zonen sind vor allem die Hinterseite der Ohren, der gesamte Rumpf sowie die Gliedmaßen. Typisch sind auch rote Stellen zwischen den Pfoten, die stark jucken. Infektionen der Haut, Entzündungen und Juckreiz sind meist Begleiterscheinungen der CDA. Für eine definitive Diagnose braucht es jedoch Hautbiopsien, die im Labor histologisch untersucht werden und einen Gentest.
Wie kann die Farbmutantenalopezie behandelt werden?
Es ist keine spezifische Therapie bekannt, welche die Pigmentsörung und -verklumpung behandeln könnte. Kurz gesagt: Die CDA ist nicht heilbar. Eine symptomatische Therapie kann mit milden antiseborrhoeischen und/oder antibakteriellen Shampoos erfolgen. Der Haarverlust ist irreversibel. Der Hund braucht meist eine dauerhafte Hautpflege, welche mögliche wiederkehrende Hauterkrankungen vorbeugen soll. Es ist möglich, die schuppige, trockene Haut durch feuchtigkeitsspendende Shampoos, Sprays und Conditioner zu pflegen um weitere Infektionen vorzubeugen.
→ Bilder zum Verlauf einer CDA beim Working Kelpie.
Da der Vererbungsmodus der hellen Farbmutation und damit das Risiko der Erkrankung bekannt ist, sind zuchthygienische Massnahmen sehr effektiv und auf jeden Fall zu empfehlen. Mit betroffenen Hunden und den Geschwistern sollte nicht gezüchtet werden, vor allem sollten die Elterntiere der betroffenen Hunde nicht mehr weiter verpaart werden, um eine weitere Verbreitung der Erkrankung zu vermeiden.
Für die Zucht sind die Allele am D-Lokus von Bedeutung
Jeder Hund kann entweder Eumelanin in schwarz oder braun produzieren. Eine Mutation am Dilution-Lokus kann für die Verdünnung (Dilution) dieser Farben im Phänotyp zu Blau oder Lilac sorgen.
Man kennt am D-Lokus bislang folgende Allele (alte Schreibweise)
D – Wildtyp, dominant, schwarzes oder braunes Eumelanin d – rezessiv, Farbverdünnung, Dilution zu blau oder lilac
D/D: nicht betroffen von der Farbverdünnung
D/d: Träger des Dilution-Gens
d/d: betroffen von der Farbverdünnung, verdünnte Fellfarbe
Eltern | Nachkommen |
D/D x D/D | 100 % D/D |
D/D x D/d | 50 % D/D, 50% D/d |
D/D x d/d | 100 % D/d |
D/d x D/d | 25 % D/D, 50 % D/d, 25 % d/d |
D/d x d/d | 50 % D/d, 50 % d/d |
d/d x d/d | 100 % d/d |
Der Erbgang erläutert:
Erbt ein Hund mindestens ein D, kann er Pigment normal einlagern: D/D oder D/d.
D verhält sich gegenüber den mutanten Allelen d dominant. Das heißt: D steht über d (d1, d2, d3)
Erbt ein Hund von jedem Elternteil ein mutantes Allel, führt das zur Farbverdünnung: d/d
Eine gute Pigmentierung gehört somit zu den entscheidendsten Kriterien bei der Auswahl von Zuchttieren, sowie deren Farblokus-Bestimmung! Bei einem blauen Hund wird das Blau nicht nur im Fell sichtbar. Auch am Nasenpigment, Lippen und Lidrändern macht sich die Verdünnung bemerkbar. Ebenso ist die Augenfarbe heller als bei Hunden ohne Verdünnung.
Verwechslungsmöglichkeiten
Bei Hunden in „Blue-Merle“ kommt die Aufhellung ins Silbergraue durch den Merle-Phänotyp und nicht durch eine Farbdilution zustande. Deshalb wurde Blue-Merle mittlerweile bei einigen Hunderassen in „Black-Merle“ umbenannt. Echte blaue Hunde mit Merle nennt man dann z.B. „Slate-Merle“ oder „Dilute-Merle„.
Ebenfalls nicht mit Dilute zu verwechseln sind Hunde, die durch den G-Lokus zu frühzeitigem Vergrauen neigen wie Yorkshire Terrier, Pudel oder Bobtails. Auch Hunde in Zobel und Agouti, bei denen das gelbe Pigment zu weiß aufgehellt ist, sehen grau aus ohne Dilute zu sein.
Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Filiz Hesselmann, Tierärztliche Klinik Dr. Apelt
Inhaltliche Quellen:
- tieraerztekammer-berlin.de cda-hund.jimdofree.com
- dermavet.ch tierklinik-sattledt.at
- hunderunden.de (Dr. Filiz Hesselmann)
- vom-lahberg.de
- hundefunde.de
Weitere Literaturhinweise
- Institut für Genentik, Universität Bern: „ Colour dilution alopecia (Farbmutantenalopezie) bei verschiedenen Rassen“, unter http://www.genetics.unibe.ch/f…
- Kim, J.-H., Kang, K.-I., Sohn, H.-J., Woo, G.-H., Jean, Y.-H., Hwang, E.-K. (2005): Color-dilution alopecia in dogs. Journal of Veterinary Science 6(3), 259-261.
- Noli, C., Scarampella, F., Toma, S. (2013): Praktische Dermatologie bei Hund und Katze. 3. Auflage. Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hannover.
- Peters, S., Koch, H.-J. (2014): Dermatologie-Atlas Hund. 1. Auflage. Enke Verlag, Stuttgart.
- Rhodes, K. H., Werner, A. H. (2018): Small Animal Dermatology. John Wiley & Sons, Hoboken