Durch eine Fehldiagnose kam ich zum Status „Blind mit Sehrest“ und allem was dazu gehörte…
Da ich in meinem Alltag unbedingt mobil sein musste, kam ich dann zum Blindenführhund und lernte viel. Nach meinen eigenen Erfahrungen mit Hunden aus einer größeren Blindenhundeschule entschied ich mich dann, meinen nächsten Hund selbst auszubilden.
Den Spitz suchte ich mir sehr bewusst aus
Meine Kriterien waren folgende: Der Hund sollte anhänglich sein, die ganze Familie lieben, nicht jagen, robust und gesund sein. Außerdem wünschte ich mir ein Fell das nicht riecht, Spitzohren und bitte kniehoch. Die Vorgänger waren eigentlich alle zu groß für mich und ich hatte üble Rückenprobleme bekommen. Intelligenz und Lernwilligkeit sollten auch nicht fehlen.
So kam ich auf den Großspitz und nach längerer Suche zu meiner „Anuk“ – Alberta aus dem Oberpfälzer Wald. Mit 14 Wochen kam sie zu uns, ich habe sie sehr sorgfältig sozialisiert, sollte sie doch später auf Bahnhöfen, mitten in der Stadt, oder mitten im Wald „cool“ sein. Naja, Anuk war sowieso cool….
Die Ausbildung lief spielerisch nebenher, Spitze lernen sehr schnell, brauchen kaum Wiederholungen und vergessen so gut wie Nichts. Ich bildete ausschließlich durch positive Bestätigung aus, mit einem Jahr kannte Anuk sämtlich Suchbegriffe. Sie lernte Bänke, Ampeln, Bahnhofsschalter, Eingänge, usw. zu unterscheiden. Mit gut einem Jahr lernte Anuk, das Geschirr kennen. Es ist eine sensible Verbindung zwischen Mensch und Hund. Der Mensch spürt so ganz genau wie der Hund läuft. Der Hund verknüpft mit dem Geschirr, dass er sehr groß und breit ist. Nämlich genauso groß wie er zusammen mit dem Menschen.
So lernte Anuk, mit Geschirr kommt sie nicht unter Schranken, tief hängenden Ästen, o.ä. durch und sollte kreative Lösungen finden, diese zu umgehen oder wenigstens stehen zu bleiben. So stößt sich niemand den Kopf. Anuk hat auch dies sehr schnell begriffen. Das ist das Schöne am Spitz: Sie brauchen nicht 1000 Wiederholungen um etwas zu lernen!
„Einer der besten Blindenführhunde, die ich je geprüft habe!“
Mit eineinhalb Jahren stellte ich Anuk einem sehr erfahrenen Gespannprüfer vor. Wir liefen eine uns völlig unbekannte Strecke quer durch Nürnberg, noch dazu in der Vorweihnachtszeit, ab. Der Prüfer hat mich ausgelacht! „Was willst du denn mit dem Spitz hier?“ Er hörte ziemlich schnell auf zu lachen. Anuk war überall sicher, selbst in der U-Bahn (völlig fremd für sie) und im Gedränge des Weihnachtsmarktes. Das Fazit des Prüfers nach eineinhalb Stunden: „Einer der besten Blindenführhunde, die ich je geprüft habe.“
Inzwischen ist Anuk zu meinem Glück, arbeitslos geworden und lebt als Familienhund ein zufriedenes Spitzleben.
Text & Bilder: Katja Staats