1. Der Pudel (Canis domestico-servilis).
Der Pudel ist ein folgsam Thier,
Ihm fehlt nur das Schreiben und Lesen,
Vor seiner Seelenwanderung schier
Ist er Bedienter gewesen.
2. Der Spitz (Canis polizi-spionicus).
Des Spitzes Geruch ist wunderbar,
Auch hat er gar feine Ohren,
Man sollte glauben, daß er war
Als Mensch zum „Spietzel“ geboren.
3. Der Windhund (Canis perardens).
Der Windhund läuft mit Sturmesgewalt
Und läßt sich nicht leicht fassen,
Vielleicht hat er’s in Menschengestalt
Gelernt als Verwalter von Kassen.
4. Der Bullenbeißer (Canis criticus).
Der Bullenbeißer ist bissig sehr,
Kann nie gesättigt werden,
D’rum scheint’s, daß er als Kritiker
Zuvor gelebt auf Erden.
5. Der Jagdhund (Canis Knuto-barbaricus).
Die Hunde, die geschickt dressirt
Das edle Wild zu packen,
Leicht möglich, daß sie einst servirt
In Polen als Kosacken.
6. Das Pintscherl (Canis aristocratico-familiaris).
Das Seidenpintscherl lebt sehr fein,
Es fährt spazieren gar,
Vielleicht, daß es vor Zeiten ein
Theaterschoßhund war.
7. Der arbeitende Hund (Canis vulgaris).
Dem Hund, der Lasten zu ziehen hat
Geht’s traurig, offenbar;
Ob er in einer großer Stadt
Nicht Proletarier war?
8. Der herrenlose Hund (Canis schinderianus).
Der arme Hund, der herrnlos streicht
Herum bei Tag und Nacht,
War ein verwahrlost Kind vielleicht,
Per Schub einst fortgebracht!
Quelle: „Die Fliegenden Blätter“ Nr 1127, erschienen 1867